Radschnellweg RS 1 – Drama in vielen Akten

Alle Jahre wieder wird ein neues Teilstück für den Radschnellweg Ruhr (kurz RS1) eröffnet. Ein schon mehr als 10 Jahre andauerndes Projekt, an dessen Ende eine komfortabler und sicherer Radweg für Pendler und Touristen stehen soll. Der Radweg soll sich über knapp 100km von Moers nach Hamm quer durch das Ruhrgebiet erstrecken.

Das Erste Teilstück wurde im Januar 2015 freigegeben. Leider sind bis August 2025 nur ca. 20 km von 100 km fertig gestellt. Das ist selbst für deutsche Verhältnisse eher traurig und zeigt wie wichtig die Verkehrswende genommen wird. Schließlich soll dies auch eine Möglichkeit für Pendler sein um das Auto stehen zu lassen um schnell von einer Stadt in die nächste zu kommen.

Aber was solls, der Grund warum ich diesen Blogbeitrag schreibe ist das in der letzten Woche ein neues Teilstück des RS 1 zwischen Gelsenkirchen und Bochum eröffnet wurde. Leider fand dieses Ereignis auf den Website der Stadt Gelsenkrichen keine Erwähnung. Die Stadt Bochum hat immerhin zwei Tage später darüber berichtet. Das soll mich nicht stören, eines schönen Nachmittags habe ich mir mein Fahrrad geschnappt und mal geschaut wie weit ich denn jetzt auf dem RS 1 komme.

Der nächste Zugangspunkt von meinem Zuhause ist der alte Bahnhof in Ückendorf. Bis ich jedoch den Komfort des Radschnellweges genießen kann muss ich erstmal dort hinkommen. Und das bedeutet ich muss die Radinfrastruktur der Stadt Gelsenkirchen nutzen. Die rangiert in der Qualität zwischen nicht vorhanden bis katastrophal. Für mich führt der Weg über die Ückendorfer Strasse, diese hat keinen Radspur etc. Eine Zweispurige Strasse an der rechts und links immer breitere Autos parken. Ständig aggressive Autofahrer hinter einem die nur darauf warten wann Sie einen möglichst knapp überholen können. So ist das in Gelsenkirchen nun mal, was hier in die Radinfrastruktur investiert wird ist nur symbolisch, oft nicht mehr als ein paar nutzlose Striche auf der Strasse.

Irgendwann habe ich die Auffahrt dann erreicht. Es erwartet einen ein sehr breiter zweispuriger Radweg und daneben ein Streifen für Fußgänger. Sehr schön gemacht. Nach ein paar hundert Meter die Überraschung.

Das Bild zeigt eine Straße mit einem Sattelpunkt und einer Rampe. Der Hintergrund besteht aus Bäumen und einem blauen Himmel. Die Straße hat einige Markierungen und ein Schild, das auf einen Parkplatz hinweist. Ein Schatten einer Person ist auf einem Piktogramm zu sehen. Die Umgebung ist tagsüber, und die Straße sieht gepflegt aus.

Der Weg ist zuende. Jetzt wurde dieses Teilstück freigegeben, aber die Brücke ist noch nicht fertig. Es heißt runter vom RS 1.

Ein asphaltierter Weg führt durch einen Wald. Beidseits der Sicht weisen Bäume und Sträucher auf, während Pflanzen und Laub auf der Rechten das Randgestrüpp bilden. An der rechten Seite ist ein Zaun zur Markierung dargestellt. In der Ferne sind an einigen Stellen Menschen sichtbar.

Es geht diesen schmalen Weg hinunter, aber nicht zu schnell unten wartet schon Querverkehr, aber auf den ersten Blick kein Schild wo es weiter geht. Nach ein paar mal umschauen also erst rechts, dann links die Strasse raus und dann über Schotter bis man wieder auf dem RS1 ist. Naja keine tolle experience.

Es geht also weiter auf dem RS1 aber irgendwas stört mich. Wisst ihr was auf dem nächsten Foto fehlt?

Ein asphaltierter Fahrradweg verläuft durch einen grünen Wald, gesäumt von Bäumen und Büschen. An der linken Seite ist eine grüne Markierung, die den Fahrradweg vom restlichen Weg abtrennt. Auf dem Weg sind Menschen sichtbar. Über dem Szenario schweben dunkle Wolken am blauen Himmel.

Wohlgemerkt der Radweg soll auch für Pendler sein. Im Gegensatz zu den meisten Touristen fahren diese Leute nicht immer nur Mittags bei schönstem Sonnenschein, sonder auch in der dunklen Jahreszeit. Was mich aber verblüfft, bis auf Kreuzungsstellen gibt es keine stationäre Beleuchtung. Jetzt kann man mit ausreden kommen ala: Fahrräder müssen eine Beleuchtung haben, oder Umweltaspekte anführen. Aber erstens ist hier auch ein Füßgängerweg, und die haben keine Beleuchtung. Zweitens führt der Weg zwischen Wohn- und Industriegebieten hindurch, hier ist nicht viel Natur. Hier wurde ganz einfach gespart. Wo jeder Trampeldpfad wo man mit dem Auto drüber kommt bei uns beleuchtet ist hält man es hier wohl nicht für nötig.

Nach ein paar Kilometern ist der Spass auch schon wieder vorbei und man steht vor der nächsten Absperrung in der nähe der A40.

Aufnahme zeigt eine Radfahrerstraße mit grünem Markierungsstreifen auf der rechten Seite. Links sind Wegweiser zu sehen, darunter der Zebrastreifen. Hintergrund besteht aus Bäumen und einem blauen Himmel mit einigen Wolken. Eine Person in einem weißen Oberteil bewegt sich am Wegrand.

Von hier aus geht es wieder runter vom Radweg, mitten in den Querverkehr einer Strasse.


Ein Radweg führt durch eine ländliche Gegend mit Bäumen und Grasbewuchs. Links und rechts des Weges steht Gras und Buschwerk. Ein Radfahrer kommt von der Ferne in einem Winkel einbog. Ein Verkehrszeichen für Fußgänger ist aufgestellt. Die Straße ist asphaltiert und der Himmel ist blau mit einigen Wolken.

Ist man Ortskundig weiss man wo man hin muss, für alle anderen fehlt die Beschilderung. Ich fahre links zur Erzbahntrasse die mich wieder zurück nach Gelsenkirchen führt.

Tja wie ist mein Fazit. Viele werden jetzt sagen man soll nicht meckern es wird ja was gemacht. Das stimmt zwar aber meiner Meinung nach kann das nicht der Anspruch sein. 20km in 10 Jahren? Einfach lachhaft! An der Beleuchtung sparen? Peinlich.

Aber so ist das nun mal Radverkehr hat keinen Stellenwert bei uns, und in Gelsenkirchen schon mal gar nicht. Dabei muss man nur mal zu unseren Nachbarn rüber schauen um zu sehen wie es geht.

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