Unser Informatik Unterricht Ende der 90er Jahre

Heute morgen fiel mir mal wieder auf das ich noch ein Projekt vor der Brust habe. Ich wollte noch eine kleine Informatik Vorlesung für meine Kinder vorbereiten. Wenn ich mir anhöre was unsere Große mir über den Informatik Unterricht in der 5. und 6. Klasse auf Ihrem Gymnasium erzählt, dann läuft es mir kalt den Rücken runter wie wenig Kinder heute über die Technik und die Medien wissen. Und Sie nutzen das täglich Stunden lang.

Aber das soll jetzt gar nicht das Thema sein. Im laufe einer kurzen Diskussion im Fediverse reflektierte ich wie der Informatik Unterricht damals bei uns aussah. Kurz gesagt: nicht gut und insgesamt war das wohl die schlimmste Zeit die ich damals auf dem Grillo Gymnasium in Gelsenkirchen hatte.

Wo befinden wir uns? Es müsste das Jahr 1998 sein. Also eine Zeit in der das Internet noch nicht das breite Massenmedium war was wir heute kennen. Ich weiß ehrlich gesagt gerade gar nicht ob wir damals schon Internet zuhause hatten, aber es könnte so gewesen sein das ein 3Com US Robotics 56k Modem sich damals schon bei Germanynet einwählte.

Für die 9. und 10. Klasse musste man ein Wahlpflichtfach aussuchen, ich weiß gar nicht was alles zur Wahl stand, aber da ich mich für Computer interessierte fiel meine Wahl auf Mathematik / Informatik. Leider hat mir armen Tropf niemand gesagt das das Fach mit der höheren Stundenanzahl vorne steht. Das ist für jemanden wie mich mit null mathematischem Interesse natürlich nicht optimal. Auch die Tatsache das in Klasse 7 und 8 der meiste Mathematik Unterricht aufgrund psychischer Probleme unserer Klassenlehrerin (ersatzlos) ausfiel war nicht förderlich. Übrigens haben mich diese Defizite bis in mein Studium begleitet. Man sieht also auch Ende der 90er war es in den Schulen nicht besser als heute.

Ich entschied mich also für Mathematik / Informatik und fand mich so im Unterricht von Herrn Homann wieder. Man hatte entweder Glück und hatte den Kurs bei Herrn Hammerla oder man hatte Pech und zog Herrn Homann. Damals schon an die 60, eigentlich Mathematik Lehrer der sich den Informatik Teil selber beigebracht hat. Ein menschlich sehr unangenehmer Mensch, der meiner Meinung nach nicht auf Schüler hätte losgelassen werden dürfen. Das bloßstellen von Schülern vor der ganzen Klasse war sein Hobby. Später habe ich erfahren das er wohl starke gesundheitliche und psychische Probleme hatte, was den Schaden den er bei vielen Schülern anrichtete aber nicht entschuldigt.

Aber wie sah denn die Ausstattung für den Unterricht aus. Ich habe gelesen das das Grillo Gymnasium Gelsenkirchen seit 1986 Informatik für die Oberstufe anbot. Wenn ich daran denke das wir an IBM PS/2 Model 30 286 gearbeitet haben, könnte das fast die Erstausstattung gewesen sein. Uns wurde jedoch gesagt das die Geräte eine Spende waren. Nichts desto trotz: Die Geräte kamen 1987 auf den Markt, wer die Zeit damals mitbekommen hat weiß wie schnelllebig die IT damals war. Die Geräte waren massiv outdated. Bei mir zuhause stand zu der Zeit bereits ein 486er, der kurz darauf einem K6-2 350 wich.

Falls Ihr euch nicht vorstellen könnt wie so ein Teil aussah habt ihr hier ein Bild:

Das Bild zeigt einen alten Desktop-Computer der Marke IBM. Der Computer besteht aus einem großen, grauen Röhrenmonitor, einer rechteckigen Systemeinheit mit Diskettenlaufwerk, einer beigen Tastatur mit großen Tasten und einer kabelgebundenen Maus mit zwei Tasten. Das gesamte Gerät ist im typischen, hellgrauen Design der 1980er Jahre gehalten.

Als Betriebssystem lief MS DOS auf den Rechnern, unsere Vorgänger hatten auf den Geräten damals Wolfenstein3D installiert und versteckt was natürlich total illegal war. Geheimes wissen welches von Generation zu Generation der gequälten weiter getragen wurde. Genauso illegal war das am Ende unserer Zeit auf allen Rechner geklaute Windows 3.11 Kopien liefen.

Das programmieren lehrte man uns in Pascal mit der Software Turbo Pascal von Borland. Und ja die letzte Version davon kam 1992, nur noch mal zur Info wir reden hier von 1998-1999. Eines muss ich aber sagen: Pascal an sich ist gute erste Programmiersprache weil Sie recht simpel ist durch die starke Typisierung auch ein gewisses voraus denken erfordert. Die starke Typisierung macht es aber auch schwerer Fehler zu machen. Wie man Software wirklich entwickelt brachte man uns nicht bei. Ehrlich gesagt ging es leider zwei Jahre komplett darum ganz stupide mathematische Probleme zu verstehen und dann durch den Computer berechnen zu lassen.

Programmfenster von Turbo Pascal 6

Ach ja und einen Tastaturführerschein musste man auch machen. Dabei stand dieser unangenehme Lehrer die ganze Zeit hinter einen und hat geschaut wie viele Fehler man macht.

Ehrlich gesagt haben mir diese zwei Jahre die Disziplin der Informatik für eine ganze Zeit echt verleidet. Sinnigerweise wurde nach Abschluss unserer Kurses unser kompletter Kursraum eingestampft. Die IBM PC’s flogen raus und wurden durch etwas neues ersetzt. Moderne PC’s mit Windows NT und Borland Delphi um graphische Anwendungen zu gestalten. Nur davon hat unser Kurs nichts mehr gehabt.

Wie erinner ich mich an diese Zeit zurück? Ehrlich gesagt es was psychisch echt belastend. Man ist aufgrund des Lehrers zwei Jahre lang mit einem echt schlechten Gefühl in diesen Unterricht gegangen. Da hieß es dann sich durchzubeißen, ob es einem gut ging hat damals noch weniger Interessiert als heute. Es gibt Gründe warum einige meiner Mitschüler einen Burnout hat. Aber wie gesagt damals gab es das bei Schülern ja noch nicht.

Ich habe heute noch auf meine Zeugnisse geschaut: wie ich es geschafft habe diesen Kurs immer mit einem „befriedigend“ abzuschließen weiß ich nicht. Meine Klausuren waren eigentlich immer miserabel.

Mein Interesse für die Softwareentwicklung habe ich eigentlich erst wieder in meinem Studium zurückgefunden, von vielen anderen aus meinem Kurs weiß ich das es bei Ihnen nicht so war.

Ehrlich gesagt ist das mal wieder ein gutes Beispiel dafür das wirklich viel an der lehrenden Person liegt und manche für diesen Beruf einfach schlicht ungeeignet sind.

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Kommentare

  • @blog Ja, Informatik in der 5. Klasse Gymnasium Oberviechtach besteht auch aus dem ganzen Jahr #tipp10 machen.
    Zumindest inzwischen online, vor einigen Jahren war es noch eine veraltete Version auf einem USB Stick.

    Ich glaube mein Informatikunterricht (einige Jahre vorher) bestand auch nur aus einigen Stunden im Computerraum (könnte schon frisches Win95 gewesen sein) und Spiele spielen

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