Linux für Anfänger? Wohl eher nicht!

So war heute auf jeden Fall meine Reaktion als eine Aufgabe die eigentlich nicht mehr als 30 Minuten dauern sollte zu einer drei Stunden langen Odyssee wurde.

Also was war eigentlich passiert? Gestern habe ich bemerkt das der Rechner meiner Mutter ein wenig outdated war. Ubuntu 18.04 und Firefox 113 sind nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Aber meine Mutter macht auf dem Rechner auch nix kritisches (Onlinebanking etc), solange alle Ihre Webseiten es noch tun ist alles gut. Gestern habe ich mir ein Herz gefasst und gesagt: das upgraden wir mal! Da man eigentlich nur ein bisschen aus dem Home Ordner rüber retten muss sollte das auch kein großer Akt sein. Dachte ich! Übrigens bei dem Gerät handelt es es sich um einen Dell Optiplex 755 mit E6550 CPU und 4GB Ram, das modernste da drin ist die 128GB Intenso SSD. Gekauft habe ich das Gerät 2017 für 35€. Also während Microsoft die Leute zwingt wesentlich neuere Geräte wegzuschmeissen surft meine Mutter mit einer CPU von 2008 durchs Netz, und Ihr reicht das.

Da an allen Ecken des Internets immer Linux Mint als besonders einsteigerfreundlich beschrieben wird habe ich das aktuellste Release mit XFCE Desktop geladen und installiert.

Die erste Überraschung war das der erste Installationsversuch in die Hose ging. Warum? Naja nach einigen Minuten hat der Rechner den Bildschirm abgeschaltet. Nachdem ich aus dem Lockscreen wieder raus war, war das Installationsprogramm weg, den Fehler kannte ich schon von früher. Da wünscht man sich einen textbasierten Installer zurück. Also noch mal von vorn und schön immer die Maus schütteln damit das nicht nochmal passiert. Schlussendlich war das OS drauf und für den Tag war auch erst mal Schicht im Schacht, das Backup einspielen kann man ja noch morgen.

Also heute Morgen den Rechner gebootet um das Backup einzuspielen, aber was soll der Mist warum geht der Rechner trotz automatischer Anmeldung direkt in den Lock Screen? Okay geben wir das Passwort noch mal ein, aber nach ein paar Sekunden bin ich wieder beim Lock Screen. Was ist das denn für ein blöder loop. Okay mal eben danach googlen, also das kann passieren wenn die Systemplatte voll ist, war Sie aber nicht. Es gibt auch Tipps die sagen man soll bestimmte Dateien im Homeverzeichnis löschen, das brachte auch keine Linderung.

Kurze Zeit später stellt sich heraus das es wohl an Mesa 25.0.7 liegt, die Reparatur besteht aus einem Rollback zu einer früheren Version die ich aber nicht hatte.

https://forums.linuxmint.com/viewtopic.php?t=451100

Super also schmeißen wir mal Linux Mint, die einsteigerfreundlich Distro runter, und versuchen es mit Lubuntu 24.04.3.

Oh Wunder gleiches Problem bloss hier krieg ich den Desktop garnicht zu Gesicht. Es stellt sich heraus das Mesa 25.0.7 in der Ubuntu Basis 24.04.3 steckt. Klar jetzt hätte ich eine ältere Install ISO nehmen können, womit mir das System dann beim nächsten Update um die Ohren fliegt.

Ja schöner Mist, was jetzt? Das naheliegenste für mich war die LTS Version davor zu nehmen, also Ubuntu 22.04, die wird ja noch bis 2027 supported. Diese installiert sich auch ohne Probleme und ich kriege sogar einen Desktop angezeigt. Noch eben die Backups einspielen, natürlich liegt der Profil Ordner von Firefox inzwischen woanders da es ein Snap ist, aber gut das findet man recht schnell raus.

Ich weiss das die Linux Community inzwischen echt aufgeregt ist aufgrund des Aufwindes durch das Ende von Windows 10. Aber die nervigen Fehler die ich beim Upgrade des PC’s meiner Mutter hatte wird viele Anfänger schlicht dazu bringen Linux wieder in die Tonne zu treten und doch auf Windows 11 zu gehen. Anfängerfreundlich ist sowas nämlich nicht. Ich kann nur hoffen das nicht vielen Leute in nächster Ihre Ihre Installation nach einem Mesa Update um die Ohren fliegt.

Ich beschäftige mich inzwischen seit 20 Jahren mit Linux und da frage ich mich ob so etwas heute echt noch sein muss.

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Kommentare

  • @blog
    Gibt es diese Probleme auch bei der Standardvariante mit Cinnamon-Desktop?

    Höchste Zeit für eine Qualitätsoffensive in der ganzen #Linux-Gemeinde gerade wegen #EndOf10

    1. @Aton @blog Qualitätsoffensive klingt gut. Ich sehe da ehrlich gesagt auch ein bisschen uns „erfahrenen Anwender“ bzw. Enthusiasten in der Verantwortung. Es ist zwar schön, einen solchen Blog-Artikel zu lesen. Aber wurde irgendein Feedback-Kanal bemüht, damit deine Distribution von dem Problem erfährt? Wir wurschteln doch meistens vor uns hin und lösen die Probleme für uns und niemand, der nicht nach genau dem Problem googelt, erfährt von dem Problem.

      1. @kontrollierterWahnwitz @blog
        Zustimmung!
        Aber solche Störungen schon bei der Installation sollten doch bei Regressionstest auffallen.

        1. @Aton Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mint genug Kohle hat, sich sämtliche Hardware hinzustellen.

          Wichtig sind Einmeldungen mit genauen Infos. Wenn die nicht gemacht werden, gibt es keine Verbesserung.

          Auf 3 Laptops und 2 PCs unterschiedlichsten Alters (1-10 Jahre) hatte ich zB keine Probleme (aber alle mit Cinnamon)

          @kontrollierterWahnwitz @blog

    2. Cinnamon habe ich nicht ausprobiert. Aber anscheinend ist es ein Problem der spezifischen Mesa Version ggf. im Zusammenspiel mit dem Grafiktreiber für alte Intel iGPU’s. Deshalb wird es auch nicht so viele wohl betreffen.

  • @blog Das ist mal ein gutes Fallbeispiel um zu zeigen das Linux eben noch nicht so weit ist das man einem normalen Menschen einfach einen USB-Stick hinwerfen kann.

    1. @mmeier Kann man so nicht verallgemeinern. Meine Erfahrungen sind eigentlich sehr positiv.

      @blog

  • @blog
    Eine meiner Erkenntnisse mit einem absichtlich problematisch ausgewähltem Kandidaten:

    Manches kriegt nicht einmal Standby hin, Anderes läuft out-of-the-box. ‍♂️

    Was Anfänger angeht also lieber einen Stick mehr flashen und abbrechen, sobald sich was verschluckt.
    Die nächste Distro könnte einem viel Arbeit (und Verunsicherung) sparen…

    https://burningbecks.wordpress.com/2025/04/16/everybody-has-a-testing-environment/

  • @blog
    Das Problem mit den verschobenen Mozilla-Profilordnern hat Fedora Kinoite "Flatpak sei Dank" auch.

    Bonus:
    Wenn in den Einstellungen Zugriff aufs System gewährt werden sollte, verschiebt sich nochmal alles.

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