Den meisten dürfte es nicht entgangen sein das ein kleiner Lobbyverband mit dem Namen Die Familienunternehmer e.V. in der letzten Woche recht viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Der Grund war einfach: man wollte die „Brandmauer“ zur gesichert rechtsextrem eingestuften AfD einreißen und diese Partei inhaltlich stellen. Das haben schon viele Versucht und sind kläglich gescheitert. Im Endeffekt wollte man sich gegenüber dieser Partei öffnen.
Dies stieß doch wohl auf mehr Gegenwind als man sich das im Verband zuerst vorstellen konnte. Firmen wie Fritz Kola, Rossmann oder Vorwerk zogen die Notbremse und stiegen aus dem Verband aus. Es kam zu wilden Änderungen an der Website und der Wikipedia Seite des Verbandes, wo sich wohl recht viele Firmen haben entfernen lassen. Wer sich diese Posse noch mal genauer anhören will dem kann ich die MeTacheles Folge von Sascha Pallenberg dazu empfehlen: https://share.transistor.fm/s/c63b8efd
Inzwischen ist der Verband was das angeht jedoch auch zurückgerudert wie man lesen kann. Der mediale Shitstorm wurde wohl zu groß und man möchte seine Position noch einmal überdenken: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/verband-familienunternehmer-afd-100.html
Gut aber was hat das jetzt mit dem Heise Verlag zu tun? Vor ein paar Tage wurde dann klar das dieser wohl auch zum Lobbyverband Die Familienunternehmer e.V. gehört: https://mastodon.social/@Lilith@chaos.social/115622717895711612 übrigens liefert die Verbandsseite dazu nur noch ein HTTP Fehler 404.
Nur das hier keine Konsequenzen gezogen sondern abgewiegelt wird. Nach ein paar Tagen gab es dann ein Statement von Ansgar Heise: https://www.heisegroup.de/presse/Zur-aktuellen-Debatte-um-Die-Familienunternehmer-e-V-11096687.html#/news/zur-aktuellen-debatte-um-die-familienunternehmer-e-v-punkt-503793
Falls das ganze doch noch aus dem Netz verschwindet hier das ganze als Screenshot:

Der Text liest sich folgendermaßen:
„Die Familienunternehmen stehen in einem breit angelegten gesellschaftlichen Dialog. Dabei leiten uns die Grundsätze unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, die es zu schützen und zu verteidigen gilt.
Ansgar Heise
Ausgrenzung, Diffamierung und Radikalisierung sind uns fremd und lehnen wir strikt ab. Wir wollen ein Zusammenleben und ein Miteinander im gegenseitigen Respekt auch anderer Meinungen und Denkhaltungen.
Das spiegelt sich auch in unseren Familienstatuen wider, in denen wir vereinbart haben, uns nicht öffentlich zu politischen Themen zu äußern – aus Überzeugung, weil unsere Haltung über das Parteipolitische hinausgeht.“
Ehrlich gesagt sagt das nicht viel aus, eine klare Distanzierung von der AfD ist das aber auch nicht. Dabei sollte es eigentlich nicht schwierig sein sich von einer solchen Partei klar zu distanzieren, welche als gesichert Rechtsextrem einzustufen ist.
Mir fallen zwei Gründe ein warum man das nicht tut:
- Sehr naheliegend, auch wenn man diesen Vorwurf nicht leichtfertig aussprechen sollte (was ich auch nicht tue): man sympathisiert mit solch einer Partei
- Man hat gesehen was in den USA passiert ist und möchte sich jetzt schon mit der ggf. stärksten Kraft in der nächsten Bundesregierung gut stellen
Das sind jedoch zwei Gründe ich die persönlich nicht gutheißen kann. Auch der Rest des Statements könnte direkt aus ChatGPT rausgepurzelt sein. Frei nach dem Motto: erstelle mir ein Statement um mich von der AfD zu distanzieren ohne mich von der AfD zu distanzieren.
Und ich hätte da noch eine Frage: wenn man doch so unpolitisch ist, warum gehört man dann einem Lobbyverband an der auf politische Parteien Einfluss nimmt.
Mich persönlich bringt das jetzt in eine Zwickmühle. Ich finde die Produkte und Formate der Heise Gruppe gut. Ich finde die Redakteure machen einen guten Job. Sie sind im Fediverse aktiv, hosten sogar eine eine eigene Peertube Instanz als Alternative zu Ihren Youtube Kanälen.
Ich hatte mindestens ein Jahrzehnt die Zeitschrift c’t im Abo, derzeit beziehe ich noch die Make. Und da kommt für mich der Knackpunkt: möchte ich mit meinem Geld das Vermögen eines Mannes vergrößern der es nicht schafft sich klar gegen die AfD, gegen Hass und Hetze etc. zu positionieren?
Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Das tut mir leid für die ganzen Mitarbeiter des Verlages die einen tollen Job machen, aber wie geht noch mal das Sprichwort: der Fisch der stinkt vom Kopf her.